Sauerstoff-Therapien

Konzept 

Eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff ist – im wahrsten Sinne des Wortes – für den Menschen lebenswichtig. Nur wenn alle Körperzellen über das Blut ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, bleiben sie gesund und können sich erneuern. Die Kontaktstelle zwischen dem Sauerstoff aus der Atemluft und dem Blut in den Gefäßen bildet die Lunge. Millionen von Lungenbläschen nehmen hier Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid ab (äußere Atmung). Mit Hilfe der roten Blutkörperchen wird der Sauerstoff zu allen Zellen im Körper transportiert, wo er Voraussetzung für alle ablaufenden Energiegewinnungsvorgänge des Stoffwechsels ist (innere Atmung der Zellen). 

Als Ursache eines Sauerstoffmangels kommen mehrere Gründe in Frage. Dazu zählen z. B. erhöhter Sauerstoffbedarf (z. B. bei sportlichen Aktivitäten), ineffektive Atmung (z. B. zu flaches, schnelles oder langsames Atmen), behinderte bzw. erschwerte Atmung (z. B. durch Fremdkörper, Schleim oder Tumore), verringerte Nutzung des Sauerstoffangebots (z. B. bei chronischen Entzündungen des Gewebes oder der Lunge) sowie erschwerter Sauerstofftransport (z. B. bei Blutarmut oder Herzinsuffizienz). Auch psychische Belastung und Stressfaktoren können eine wichtige Rolle spielen. Die Folgen eines Sauerstoffmangels sind gravierend:

  • Verringerte Versorgung des Gewebes mit lebenswichtigen Vitalstoffen,
  • Enzymen, Hormonen etc. und daraus resultierende verringerte 
  • Funktions- und Regenerationsfähigkeit des Gewebes.
  • Verstärkter Abbau von Gewebe (z. B. von Knorpelgewebe bei Arthrose)
  • bis hin zu tiefen Gewebedefekten (Geschwür/Ulcus) oder gar bis zum
  • Absterben des Gewebes (Nekrose/Gangrän).
  • Schwächung des Immunsystems und damit des gesamten Körpers.
  • Beschleunigung von Alterungsprozessen. 

Verfahren, Anwendung und Anwendungsgebiete

Die verschiedenen Suerstofftherapien basieren - im Gegensatz zur Ozontherapie (Verwendung von Ozon oder Ozon-Gemischen) - auf der Anwendung reinen Sauerstoffs. Allen Therapieformen ist gemein, dass sie das Sauerstoffangebot

und die Aufnahme des Sauerstoffs im Körper verbessern sollen. 

Hämatogene Oxidationstherapie (H. O. T.)

Die Hämatogene Oxidationstherapie nach Wehrli bezeichnet die Anwendung von mit ultraviolettem Licht bestrahltem und mit Sauerstoff durchperltem Blut. Hierfür wird eine bestimmte Menge Blut (ca. 50-100 ml) aus der Vene entnommen und in einem sterilen Gefäß mit Sauerstoff „aufgeschäumt“. Dabei entsteht ein geringer Anteil Ozon und der sog. „Singulett-Sauerstoff“. Das so aufbereitete Blut wird anschließend in die Vene des Patienten zurückgegeben. Sowohl Ozon als auch Singulett-Sauerstoff verbessern die Fließeigenschaft des Blutes und fördern so die Durchblutung, unterstützen die Lebertätigkeit, haben einen positiven Effekt auf das Immunsystem und verbessern das allgemeine Wohlbefinden.

Die Behandlung dauert ca. 30-40 Minuten und wird i. d. R. als Kur über mehrere Wochen mit 1 bis 2 Terminen pro Woche durchgeführt. Die Vitamine A und E (Antioxydantien) und Kortikoide vermindern den Wirkmechanismus der H. O. T. Am Tag der Behandlung sollten keine Antioxydantien (s. o.) oder salizylsäurehaltige Medikamente (z. B. ASS) genommen werden.

Oxyvenierungstherapie nach Regelsberger

Die Oxyvenierungstherapie wurde von Dr. med. H. S. Regelsberger in über 30-jähriger Praxis- und Forschungsarbeit entwickelt. Dabei werden dem Körper langsam exakt dosierte, geringe Mengen (s. u.) medizinischen Sauerstoffs über die Vene zugeführt. Diese Gabe wirkt gefäßerweiternd und vermindert die Verklebungsfähigkeit der Blutplättchen. Die Fließeigenschaft des Blutes und die Durchblutung werden verbessert, das Thromboserisiko gesenkt, überflüssiges Gewebswasser (Ödeme) ausgeschwemmt und die Abwehrkräfte des Körpers gestärkt. 

Bei der Behandlung werden ca. 10-60 ml medizinischen Sauerstoffs langsam in die Vene gespritzt. Je nach Erkrankung sind über einen Zeitraum von einigen (z. B. 4-6) Wochen mehrere Termine pro Woche sinnvoll. An die Anwendung schließt sich eine Ruhezeit von ca. 20 Minuten an.

Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT)

Die SMT ist ein von dem deutschen Physiker Manfred von Ardenne (1907-1997) entwickeltes Verfahren zur Verbesserung der Sauerstoffaufnahme des Körpers. Die Therapie besteht aus drei aufeinander folgenden Schritten („Mehrschritt-Therapie“): Im ersten Schritt erfolgt die Einnahme eines Arznei-Präparates aus Vitaminen und Mineralien (z. B. aus Vitamin B1 und Magnesium), um die Sauerstoffaufnahme und -verwertung im Gewebe und die Herzleistung zu verbessern. Als nächstes wird ca. 30 Minuten lang ein Sauerstoff-Luft-Gemisch inhaliert, um den Sauerstoffgehalt im Blut zu erhöhen. Der dritte Schritt besteht aus moderatem körperlichen Training (z. B. Treppensteigen, Ergometertraining o. ä.) bzw. thermischen Verfahren (warmes Bad), abgestimmt auf den persönlichen Trainingszustand, Alter und bestehende Grunderkrankung.

Die Behandlung erfolgt i. d. R. als Kur über 18 Tage, bei jeweils 2 Sitzungen wöchentlich. Zunächst wird das Vitamin-Mineralien-Präparat gegeben. Nach 30 Minuten schließt sich die Inhalation über 2-4 Stunden an. Im Anschluss oder parallel dazu erfolgt dann Schritt 3 mit Bewegung oder Bad. 


Sauerstoff-Therapie

Singulett-Sauerstoff ist ein äußerst energiereicher Zustand des Sauerstoffes. In der Natur entsteht er z. B. im Rahmen der Photosynthese, d. h. bei der Reaktion von Sauerstoff mit Blattgrün (Chlorophyll) zur „Energiegewinnung“ der Pflanze. Die Singulett-Sauerstoff-Therapie basiert auf dem Gedanken, durch die Übertragung des aktivierten Sauerstoffes die Stoffwechsel- und Abwehrlage des Körpers zu verbessern. 

Zunächst wird dem Patienten Blut aus der Vene entnommen und in eine Vakuumflasche gefüllt. Das Blut wird nun mit Singulett-Sauerstoff angereichert. Dabei verfärbt sich das Blut von dunkelrot zu hellrot. Aus sauerstoffarmem (dunklem) Blut wird so sauerstoffreiches (helles) Blut. 

Die Behandlung umfasst, je nach Erkrankung, 10-12 Sitzungen, 2 x wöchentlich.

Die Wirksamkeit der verschiedenen Sauerstofftherapien konnte in wissenschaftlichen Studien noch nicht ausreichend erbracht werden. Heilpraktiker und Patienten berichten aber übereinstimmend von guten Erfahrungen mit den Therapien.

Anwendungsbeispiele/Indikationen 

Da es sich bei den Sauerstofftherapien um unterschiedliche Verfahren handelt, können an dieser Stelle keine allgemeingültigen Aussagen gemacht werden. Zu den Anwendungsbereichen der meisten Verfahren zählen z. B. 

  • allergische Erkrankungen  (z. B. Asthma bronchiale, Neurodermitis)
  • Durchblutungsstörungen (z. B. Arteriosklerose, Angina pectoris, Ulcus cruris („offenes Bein“))
  • Erschöpfungszustände
  • Hauterkrankungen (z. B. Ekzeme, Schuppenflechte)
  • Infektanfälligkeit 
  • Organerkrankungen (verschiedene, z. B. des Darms, Magens, der Leber, Nieren)
  • Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Gicht, Fettstoffwechselstörungen)

Darüber hinaus können einige der Sauerstofftherapien therapiebegleitend zur Steigerung der Lebensqualität bei Krebserkrankungen eingesetzt werden. 

Über die Besonderheiten der einzelnen Verfahren informiert Sie gerne Ihr behandelnder Heilpraktiker. 

Gegenanzeigen und Kontraindikationen 

Sauerstoff-Therapien sind nicht geeignet zur ausschließlichen Behandlung schwerer akuter oder lebensbedrohlicher Erkrankungen wie z. B. Demenz, Epilepsie, Gefäßverschluss, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall, schweren allergischen Reaktionen oder schweren Atemstörungen (z. B. bei Lungeninsuffizienz). Als Kontraindikationen gelten Blutungsneigung (Hämophilie jeder Genese), offene Organtuberkulose, akute Geschwüre im Magen-Darmtrakt, Schilddrüsenüberfunktion, akute Infekte und Fieber unklarer Ursache. 

Da es sich bei den Sauerstofftherapien um unterschiedliche Verfahren handelt, können hier jedoch keine allgemeingültigen Aussagen gemacht werden. Sprechen Sie deshalb unbedingt mit Ihrem behandelnden Heilpraktiker, er informiert Sie gerne ausführlich zu den Gegenanzeigen und Kontraindikationen der einzelnen Verfahren. 

Nebenwirkungen und Risiken

Da es sich bei den Sauerstofftherapien um unterschiedliche Verfahren handelt, können an dieser Stelle keine allgemeingültigen Aussagen gemacht werden. Generell jedoch gilt: Bei sachgerechter Anwendung sind i. d. R. keine Nebenwirkungen zu erwarten.