Wissenswertes über den Beruf des Heilpraktikers

Entwicklung und Geschichte der Heilpraktiker

Die Medizin ist die älteste Errungenschaft der menschlichen Kultur. Durch Jahrtausende hat sie den Menschen in seiner Entwicklung begleitet und ihm gedient. Ohne die Medizin wäre der Mensch sicherlich ausgestorben. Es hat immer Menschen gegeben, die aus den wunderbaren Möglichkeiten, die die Natur zu bieten hatte, lernten und einen besonderen Blick für Krankheiten hatten und daraus die Begabung entwickelten, die Leiden ihrer Mitmenschen zu lindern und zu heilen. Die erste Medizin war die naturheilkundliche Medizin, aus der sich dann erst Jahrtausende später die wissenschaftliche Medizin entwickelte. Diese Heilbegabung der ersten Heiler ist auch heute noch ein wesentlicher Bestandteil der heilpraktischen Tätigkeit. Das Wissen um die Vielfalt der therapeutischen Möglichkeiten und die uns von der Natur gegebenen Selbstheilungskräfte sind die Basis der von den Heilpraktikern praktizierten Naturheilkunde. Die Pflanze war die erste Apotheke, die pharmazeutische Fabrik, die den Heilern in so reichlichem Maße zur Verfügung stand. Man musste nur wissen wie man sie einsetzen kann.

 

Die Erfahrungs- und Volksheilkunde hat eine lange Tradition. Heute spricht man verallgemeinernd von Naturheilkunde. Die Heilpraktiker verstehen sich als Wahrer dieser „Erfahrungsmedizin“, sind aber offen für neue, den Patienten nützliche Erkenntnisse. So verbinden Heilpraktiker medizinische Erkenntnisse, die auf jahrhundertealten Erfahrungen beruhen, mit modernen Methoden der neuesten Forschung, soweit diese sich in eine sanfte und humane Medizin integrieren lassen.

 

Die Heilkunde des Heilpraktikers ist unabhängig von Zeitströmungen. Seine eigenverantwortliche Tätigkeit dient der Feststellung, Linderung und Heilung von Krankheiten im Sinne ganzheitlichen Denkens. Er bemüht sich, das Warum des Krankseins zu erforschen. Hierbei betrachtet er den Kranken immer ganzheitlich und beschränkt sich nicht auf das akute Krankheitssymptom. Er berücksichtigt die biologisch-funktionalen Zusammenhänge im menschlichen Organismus und bezieht das Umfeld des Kranken, seine Vorgeschichte und den Status der Psyche in seine Überlegungen ein.

Erfahrungsgemäß nehmen besonders chronisch kranke Menschen die Dienste des Heilpraktikers in Anspruch. In vielen Fällen kann der Heilpraktiker durch seinen völlig anderen Ansatz als die Schulmedizin hier helfen, lindern und heilen.

 

Ausbildung zum Heilpraktiker

Die Berufsbezeichnung "Heilpraktiker" ist in der Bundesrepublik gesetzlich geschützt. Diese Berufsbezeichnung darf nur führen, wer im Besitz der Erlaubnisurkunde zur Ausübung der Heilkunde gemäß §1 Heilpraktikergesetz (HPG) ist. Wer den Beruf des Heilpraktikers anstrebt, absolviert im Schnitt eine ca. 3-jährige Ausbildung und muss sich dann einer Überprüfung bei dem für ihn zuständigen Amtsarzt unterziehen. Nach bestandener Prüfung - die sehr schwierig ist - absolvieren viele erst eine Assistentenzeit von ungefähr einem Jahr, bevor sie eine eigene Praxis eröffnen.

 

Was kann und darf ein Heilpraktiker?

Er muss die Anatomie, die Physiologie, die Pathologie und die Differentialdiagnostik beherrschen und in den von ihm praktizierten Therapieverfahren umfangreiche Kenntnisse haben und sehr eingehend ausgebildet sein. Ein Bundesgerichtsurteil besagt, dass der Heilpraktiker den von ihm angewandten Verfahren ,,arztgleiche Kenntnisse" haben und diese Kenntnisse im Schadensfall auch nachweisen muss. Er ist daher zur ständigen Weiterbildung verpflichtet. Diese fachliche Weiterbildung erhält er von seinem Berufsverband, der seinen Mitgliedern in den einzelnen Therapieformen jährlich mehrere praktische und theoretische Seminare und Fachkongresse anbietet. Die Berufsordnung Heilpraktiker haben eine eigene Berufsordnung, die vorschreibt, was ein Heilpraktiker darf und was ihm untersagt ist. Die Berufsverbände haben diese Berufsordnung (BOH) gemeinsam erarbeitet und achten streng darauf, dass sie von den Mitgliedern eingehalten wird.

 

Die Diagnosen und Therapien

Die Heilverfahren, deren sich der Heilpraktiker bedient, sind besonders gekennzeichnet durch die Vermeidung von belastenden Nebenwirkungen. Die Beeinflussung des erkrankten Organismus geschieht auf möglichst schonende Art und Weise. Sie entspricht den biologischen Bedürfnissen des kranken Menschen und aktiviert seine Selbstheilungskräfte. Darin liegt das Wesen der Naturheilkunde. Die Vielfalt der einzelnen Diagnosen und Therapien ist sehr groß. Der Heilpraktiker wird im Einzelfall immer die auswählen, die er für den Patienten am wirksamsten hält. Dabei geht er von seiner speziellen fachlichen Kompetenz und von seiner Erfahrung aus. Manchmal aber müssen verschiedene Wege versucht werden, bis die Behandlung anschlägt, da jeder Mensch sehr individuell reagiert. Ein Heilungsversprechen ist dennoch nicht möglich. Wichtig ist die aktive Teilnahme des Patienten an der Therapie. Der Heilpraktiker wird seinen Patienten vorab über Ziel und Zweck der Maßnahme, die Durchführung und eventuelle Begleiterscheinungen aufklären.